

Geschichte
Ursprung


Gründung
Räbe
Die Räbe galt zwar eigentlich als Viehfutter, bildete aber auch in unserer Gegend die Hauptnahrung der armen Leute im Winter. Als man noch keine oder wenig Kartoffeln hatte, assen die armen Bauern oft dreimal am Tag «Räbe»: am Morgen Schmätter (ganze geschwellte Räben), z’Mittag Plätter (Brei), z’Abig Mäuch (Schnitten von Räben).
Es liegt auf der Hand, dass die Gründer der Baarer Fasnacht im Jahr 1947 auf die Räbe Bezug nahmen. Im Räbegäuggel, im Räbechüng und nicht zuletzt in unserem Fasnachtslied «RäbediBum!» lebt die alte Tradition weiter. Der Räbevater erhält bei seiner Inthronisation als «Zeichen der Verbundenheit mit der Baarer Scholle» eine echte Baarer Räbe im Sinne eines Reichsapfels. Am traditionellen Räbevatermöhli wird alljährlich ein chüschtiges Baarer Räbemues aufgetischt.
Der Räbeliechtli-Umzug der Baarer Kindergärten im November hat zwar keinen direkten Bezug zur Fasnacht. Dieses eher junge Brauchtum stellt aber sicher, dass jedes kleine Baarer-Kind zumindest einmal in seinem Leben eine echte Räbe in der Hand hält, wenn es sein Liechtli schnitzt.


Wirtefasnacht
Seit ihrer Gründung im Jahr 1947 musste die Räbefasnacht dreimal abgesagt werden. Das erste Mal im Jahr 1957. Grund war ein Streit zwischen der Fasnachtsgesellschaft und den Wirten. Die Fasnachtsgesellschaft versandte damals eine Pressemitteilung unter dem Titel «Die abgesagte Baarer Räbefasnacht». Der Zugerbieter schrieb folgendes:
«Einer Mitteilung der Fasnachtsgesellschaft Baar ist zu entnehmen, dass an der Delegiertenversammlung vom 24. Januar die Durchführung der Räbefasnacht 1957 einmütig beschlossen wurde. Alsdann traf man alle Vorbereitungen für das gute Gelingen der vorgesehenen Veranstaltungen. Am 22. Februar wurde die Absicht der Besitzer der fünf Tanzlokale bekannt, die Eintrittspreise derart zu erhöhen, wie dies nach Ansicht der Fasnachtsgesellschaft mit einer Volksfasnacht unvereinbar ist. Der Vorstand unterbreitete daher den Saalbesitzern noch am gleichen Tag Gegenvorschläge, wonach den Wirten ein Aufschlag von 20 Prozent zugestanden wurde. Nachdem dieser Gegenvorschlag durch die Saalbesitzer abgelehnt wurde, beschlossen die Gruppenchefs auf Antrag des Vorstandes im Beisein eines Vertreters der Saalbesitzer am Abend des 22. Februar 1957, die Räbefasnacht 1957 abzusagen, sofern die Saalbesitzer den Vermittlungsvorschlag des Vorstandes bis Samstag, den 23. Februar 1957, um 12 Uhr, nicht annehmen. Da innert der angesetzten Frist keine Zustimmung aller Saalbesitzer erfolgte, wurde die Räbefasnacht 1957 am Samstagmittag abgesagt. Die Generalversammlung vom 24. Februar billigte das Vorgehen des Vorstandes und der Gruppenchefs mit allen gegen eine Stimme.
Leider ist damit die Räbefasnacht 1957 begraben. Nicht begraben ist jedoch die Räbefasnacht an sich, die 1958, sofern man daraus die notwendigen Lehren zieht, geläutert zu neuem Glanz auferstehen wird. Abschliessend wird noch darauf hingewiesen, dass am Fasnachtsmontag der Kinderumzug, die Kinderbescherung und das Ballonwettfliegen stattfinden werden. Soweit die offizielle Mitteilung der Fasnachtsgesellschaft Baar.»
Seuchenfasnacht
Zum zweiten Mal wurde die Räbefasnacht im Jahr 1966 abgesagt – jedenfalls grösstenteils. Wegen der grassierenden Maul- und Klauenseuche musste das Internationale Maskentreffen vom 29./30. Januar 1966 gestrichen werden. Grossanlässe wurden verboten, damit sich die Seuche nicht ausbreiten konnte. Im Februar hatte sich die Lage wieder etwas beruhigt. Dadurch konnte die traditionelle Räbefasnacht trotzdem mit einem Umzug am Sonntag und dem Kinderumzug am Fasnachtsmontag stattfinden. Wegen des langen Hin und Her musste die Baarer Fasnacht allerdings ohne den eigentlichen Schutzherrn auskommen. Auf die Auswahl eines Räbevaters wurde verzichtet.


Maskentreffen
Corona-Fasnacht 2021
Aufgrund der Corona-Pandemie mussten alle Fasnachtsanlässe abgesagt werden. Jegliche Menschenansammlungen waren aufgrund der Corona-Schutzmassnahmen des Bundes verboten. Weil auch das Martini-Möhli nicht stattfinden konnte, wurde kein designierter Räbevater bekanntgegeben. An der Fasnacht selbst waren ein paar wenige Fasnächtler auf den Baarer Strassen unterwegs. Es waren vereinzelte Guggenklänge zu hören, da und dort wurden aus Handwagen Getränke ausgeschenkt. Dabei hätte das Wetter gestimmt: sonnig und klirrend kalt.


Omikron-Fasnacht 2022
Trotz einer breit angelegten Impfkampagne war die Corona-Pandemie auch 2022 noch nicht überwunden. Die Virusvariante Omikron sorgte für Höchststände bei den Infiziertenzahlen. Zwar wurde am Martini-Möhli 2021 mit Christophe Egli der designierte Räbevater vorgestellt, inthronisiert werden konnte er jedoch nicht. Die Corona-Schutzmassnahmen liessen bis Mitte Februar 2022 nur Anlässe mit Zertifikatspflicht und verschiedenen Schutzmassnahmen zu. Die Gilde der Räbeväter und die Fasnachtsgesellschaft entschieden sich Ende 2021 alle Grossanlässe wie Inthronisation, Umzüge, Aamuesetä oder Chüngverbrennung abzusagen. Auch das Jubiläumsfest «75 Jahre Räbefasnacht» vom 19. Februar 2022 konnte nicht durchgeführt werden. Es wurde auf den 17. September 2022 verschoben. Die Fasnachtsgesellschaft, Guggenmusiken, Wagenbauer und Fasnachtsbeizen haben gemeinsam eine corona-konforme Fasnacht in Gestalt eines Fasnachtsdorfs geplant. Das Festgelände vom Rathaus bis zum Gemeindesaal wäre mit Gittern abgesperrt geworden. Zutritt hätten nur Personen mit dem sogenannten 2G+-Zertifikat gehabt (dreifach geimpft oder doppelt geimpft und genesen). Die Schutzmassnahmen waren letztlich nicht nötig: Der Bundesrat hat am 16. Februar 2022 – keine zehn Tage vor Fasnachtsbeginn – die meisten Schutzmassnahmen aufgehoben. Das Fasnachtsdorf verzückte von Freitag, 25. bis Sonntag, 27. Februar 2022, tausende Fasnächtlerinnen und Fasnächtler. Eingangskontrollen waren keine nötig, die Baarerinnen und Baarer konnten bei sonnigem und warmem Wetter ausgiebig und ohne Einschränkungen feiern. Dank einer Kostümprämierung und der Konfettischlacht am Sonntag kam richtige Fasnachtsstimmung auf.